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Ein Vergnügen! – Das neue Album von Magdalena Kožená

Magdalena Kožená © Esther Haase / DG
© Esther Haase / DG
30.09.2010
Manchmal gibt es Zwänge, die man als Außenstehender gar nicht wahrnimmt. Zum Beispiel die Unterscheidung in ernste und unterhaltende Musik. Sie wurde eigentlich als organisatorische Maßnahme geschaffen, um die Verwaltung der Urheberrechte im Rahmen der Verwertungsgesellschaften zu vereinfachen. Statt nur im Hintergrund präsent zu sein, wurde sie aber zu einer auch in der Öffentlichkeit dominanten Kategorie der Anspruchshaltungen an Musik, die sogar noch auf ein Album wie „Lettere Amorose“ mit im Kern einfachen Liebesliedern aus dem 17. Jahrhundert Einfluss hat. „Diese Schlichtheit finde ich ungemein reizvoll,“ meint Magdalena Kožená, die mit der CD ein neues und zugleich altes Kapitel ihrer Künstlerbiografie aufschlägt, „und ein einfaches Lied kann unglaublich anrührend sein.

Diese Musik spricht auch Leute an, die sich selbst nicht als Kenner der klassischen Musik bezeichnen würden. Sie stammt aus einer Zeit, die unsere Unterscheidung zwischen Klassik und Pop noch nicht kannte: Es gab einfach nur die Musik, die jeder hörte und sang. Einige der Lieder wurden in Kirchen aufgeführt, andere wiederum gehören in den Bereich der Straßenmusik; daneben gibt es aber auch Stücke, die weniger für öffentliche Konzerte als für das heimische Musizieren gedacht waren. Hier geht es nicht um den Einzelnen, der als Star glänzen will, sondern um das Ensemble. Weil diese Stücke keine großen technischen Hürden darstellen, kommt man näher an den Kern der Musik heran. Das ist unwahrscheinlich befreiend: Man singt zum eigenen Vergnügen!“

Noch etwas kommt hinzu. Magdalena Kožená wurde noch in sozialistischen Zeiten groß. Damals wurde Musik zwar gefördert, aber es war gleichzeitig durchaus sinnvoll, ein Repertoire zu singen, dass nicht allzu nahe an die politische Gegenwart reichte. Als die Mezzo-Sopranistin am damaligen Konservatorium ihrer Heimatstadt Brno studierte und nach Musik suchte, die den Faktor Spaß mit dem der Historizität verband, boten sich Lieder der späten Renaissance und des frühen Barocks an, die die Schönheit der Klänge ohne Schranken wirken lassen konnten. „Ich bin mit dieser Musik aufgewachsen und wollte mich auch wieder darauf zurückbesinnen“, erinnert sich Magdalena Kožená an die Ursprünge von „Lettere Amorose“. Sie stellte ein Repertoire zusammen, das von Claudio Monteverdi bis Girolamo Kapsberger und Filippo Vitali bis Tarquinio Merula reicht, ein Panoptikum der reizvollen Melodien, das sie zusammen mit den Private Musicke unter der Leitung von Pierre Pitzl auf CD festhielt.

Auch hier war Offenheit gefragt, um aus den Miniaturen ein faszinierendes Programm wachsen zu lassen: „Dieses Repertoire setzt voraus, dass jeder seine eigenen Arrangements macht und man sich die Instrumente selbst zusammen sucht. […] Das hat nichts zu tun mit dem üblichen klassischen Ansatz, bei dem man ein Stück exakt so aufzuführen versucht, wie man es einstudiert hat. Es ist ein ganz anderes musikalisches Denken“. Und eines, das Magdalena Kožená unüberhörbar entgegen kommt. Denn selten zuvor klang die internationale renommierte Mezzo-Sopranistin ähnlich gelöst und frei im künstlerischen Ausdruck wie bei diesen Neuaufnahmen der „Lettere Amorose“ aus dem frühen italienischen Barock.

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