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Giuseppe Verdis Messa da requiem

Daniel Barenboim, Jonas Kaufmann und das Orchestra Del Teatro Alla Scala Di Milano
© Marco Brescia / Decca
13.08.2013
seit mehr als 100 Jahren hält sich hartnäckig das Bonmot von der Messa da requiem als „Verdis schönster Oper“. Von den einen eher abschätzig ins Feld geführt, sehen andere dies als größtes Kompliment für den Theaterkomponisten Verdi, welchem es in seiner größten geistlichen Komposition gelungen ist, mit den musikdramatischen Mitteln seines Könnens von Glaube, Liebe, Hoffnung musizieren zu lassen, aber auch von den Schrecken des Jüngsten Gerichtes und der religiösen Demut vom Lamm Gottes. Gelebter Glaube, drastisch und plastisch in Musik gesetzt. Unerhört eindrucksvoll, bewegend und  erschütternd.

Wer unter der einzig wahren Kirchenmusik die Passionen Johann Sebastian Bachs, die Messen Claudio Monteverdis oder Giovanni Battista Pergolesis Kirchenkompositionen subsumiert, für den müssen Kompositionen wie etwa Gounods „Cäcilienmesse“, Berlioz’s Requiem oder eben Verdi’s Requiem nachgerade wie „Werkzeuge des Teufels“ erscheinen.  Denn hier wird von Leiden, Sterben und Auferstehung des Menschen gesungen als handelte es sich um ein „Best of…“ ihrer jeweils schönsten Opernarien und -ensembles. Dabei wird gern übersehen, dass sich sowohl Bach, Monteverdi und Pergolesi als auch Gounod, Berlioz und Verdi nur der jeweils aktuellen und populären Musiksprache ihrer Zeit bedienten.  Und in der Entstehungszeit von Verdis Requiem in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts war diese Musiksprache eben von Emotionalität, Melodienreichtum, Bel Canto und farbenprächtiger Instrumentierung geprägt. Warum sollten also das Dies irae, das Lacry-mosa, das Agnus Dei oder das abschließende Libera me sich nicht derselben musikalischen Ausdrucksform bedienen wie etwa der Tod des Marquis de Posa aus „Don Carlo“, die Gerichtsszene aus „Simon Boccanegra“ oder das Gebet der Leonora „La Vergine degli angeli“ aus „La forza del destino“? Entscheidend für den Wirkungsgehalt der Komposition ist doch immer das zu Herzen gehende, selbstreflektierende bzw. im geistlichen Sinne reinigende Moment. Und die Aufführungsrezeption von Giuseppe Verdis Requiem unterstreicht seine Popularität in den Konzertprogrammen bis auf den heutigen Tag!

Eine gute, eine „zu Herzen gehende“ Aufführung dieses Mammutwerkes steht und fällt mit dessen Besetzung: es bedarf vier exzellenter Solisten, eines hervorragenden Chores und Orchesters  – geschult in den Genres Oper und Konzert, und eines Dirigenten, der alles das zu einem überwältigenden Erlebnis zu verbinden versteht. Bei der vorliegenden Neuaufnahme der Messa da requiem sind sämtliche dieser Voraussetzungen auf höchstem Niveau erfüllt: das Solistenquartett aus den führenden Opern- und Konzertsängern unserer Zeit, Chor und Orchester jenes Theaters, das für die Musik Giuseppe Verdis nachgerade zum Synonym geworden ist, und ein Dirigent, der zu den wichtigsten und weltweit anerkanntesten Musikerpersönlichkeiten unserer Zeit zählt. Eine geradezu ideale Konstellation.

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