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Der Fürst der Finsternis – Das Hilliard Ensemble singt Carlo Gesualdo

The Hilliard Ensemble
© Peter Laenger
29.03.2012
Am 8. Mai 2012 präsentieren die Musiker des Hilliard Ensemble in der Allerheiligenhofkirche der Residenz München Werke aus ihrem aktuellen Albumprojekt. Nach ihrer mehrfach ausgezeichneten Aufnahme “Tenebrae” aus dem Jahr 1990 haben sich David James, Rogers Covey-Crump, Steven Harrold und Gordon Jones mit Verstärkung durch die Sopranistin Monika Mauch für “Gesualdo: Quinto Libro die Madrigali” erneut in die seelischen Schreckensbilder des exzentrischen Renaissance-Genies Carlo Gesualdo vertieft. Die musikalischen Schöpfungen des Fürsten von Venosa gehören zu den eigenwilligsten und fortschrittlichsten Werken in der Geschichte der Tonkunst. Gesualdo war ein Harmoniker, der, kühn bis zur Gesetzlosigkeit, von den Gegnern musikalischer Autonomie und Bewahrern liturgisch gebundener Sakralmusik auf jedem seiner unberechenbaren Tonschritte argwöhnisch beobachtet wurde.

Gesualdo löst Erstaunen und Erschrecken aus

Heute blicken wir auf den nach seinem Tod bis zu seiner Wiederentdeckung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weitgehend in Vergessenheit geratenen Komponisten mit einer Mischung aus Erstaunen und Erschrecken zurück. Der “Prince of Darkness”, wie ihn Alex Ross, Kolumnist des New Yorker, in einem kürzlich erschienenen Essay nennt, ermordete, getrieben von maßloser Eifersucht, seine Ehefrau und deren Liebhaber. Und in seinen von Themen wie Schmerz, Liebeskummer, Trauer und Tod dominierten Dichtungen und Kompositionen erkennt eine Reihe von Kommentatoren Äußerungen der peinigenden Schuldgefühle Gesualdos. Zu seinen bedeutendsten und finstersten Kompositionen zählen das Fünfte und Sechste Madrigalbuch, entstanden in den Jahren nach der Bluttat. Die Bücher sind Gipfelwerke Gesualdos dissonanzenreicher Musiksprache mit ihren extremen Harmoniewechseln, ausgeprägten Tempokontrasten und einem ausgesprochen modern wirkenden Gespür für Dramatik.

Beständiges Oszillieren zwischen Freude und Verzweiflung

Über die Motivation zur Aufnahme des Fünften Madrigalbuchs auf “Quinto Libro die Madrigali” für ECM New Series bemerkt Bariton Gordon Jones: “Unser Publikum scheint dieser dramatischen Bilder nicht überdrüssig zu werden. Und für uns Interpreten bleiben die technischen und musikalischen Anforderungen stets eine Bewährungsprobe.” Und er ergänzt: “Aufgrund unserer andauernden Verbindung zu Gesualdos Musik haben wir uns vor einigen Jahren gefragt, um welches seiner Werke wir unser Repertoire erweiteren könnten. Dabei ergriff uns ein Wunsch nach Vollständigkeit, sodass wir uns das gesamte Fünfte Madrigalbuch vornahmen.” Das Hilliard Ensemble beleuchtet auf seinem neuen Gesualdo-Album eine Galerie dramatischer Porträts der menschlichen Emotionen. Eindrucksvoll bezeugen sie das beständige Oszillieren unserer  Seelen zwischen den Polen Freude und Verzweiflung.

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