Giuseppe Sinopoli | News | Ausgabe letzter Hand

Ausgabe letzter Hand

31.08.2001
Nach “Ariadne auf Naxos” ein letzter Strauss mit Giuseppe Sinopoli: “Der Friedenstag”.
“Es ist für mich eine große Freude, ein Orchester zu haben, mit dem ich nicht nur musizieren kann, sondern auch eine starke menschliche Bindung habe.” So sprach Giuseppe Sinopoli im Jahr 1998 über sein Orchester, die Dresdner Staatskapelle. Und dieses Einvernehmen hat ihr Musizieren hörbar geprägt, gerade bei Richard Strauss. Für dessen Musik sei die Dresdner Staatskapelle prädestiniert, meinte der Maestro damals: “Ich habe Strauss mit den Wiener Philharmonikern und mit der Staatskapelle gemacht. Die Wiener bringen einen Klang in Strauss ein, der durch ihre Geschichte geprägt ist. Alles was Wien ist, ist noch drin: Mahler, Bruckner, Beethoven. Die Dresdner dagegen tragen spezifisch nur den Strauss mit, unberührt von anderen Elementen. Sie spielen ihn so, wie Strauss das wollte.” Wenn nun Strauss' Oper “Friedenstag” als letzte Aufnahme Sinopolis mit seinen Dresdnern veröffentlicht wird, so besteht genug Anlass zu neugieriger Spannung, aber eben auch zu Trauer über den vorschnellen Tod Sinopolis, der ihn aus so vielen Plänen riss.
 
Die 1938 uraufgeführte Oper, die Begebenheiten rund um den Friedensschluss in einem österreichischen Dorf am Ende des 30jährigen Krieges schildert, ist lange zwiespältig aufgenommen worden: Ihr Pazifismus sei nur aufgesetzt, echt sei lediglich die im Stück enthaltene Huldigung ans Deutschtum. Zwar gehen die Vorwürfe schon deswegen ins Leere, weil die Grundzüge der Handlung noch vom jeder Nazi-Verehrung unverdächtigen Stefan Zweig entworfen wurden, bevor das Regime jede weitere Zusammenarbeit des Juden Zweig mit Strauss verbot. Dass aber Strauss in seiner Musik häufig nicht so eindeutig festzulegen ist, wie mancher es gerne hätte, wusste Sinopoli ebenfalls schon: “Strauss ist ein Postmoderner. Er verwendet das tonale Material wie ein historisches Objekt, das aber, wenn man es in die Hand nimmt, etwas ausstrahlt in unsere Zeit.” Dieser große italienische Dirigent hat seinen Teil zu einer Neuinterpretation von Strauss beigetragen.

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