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Geige total

Gidon Kremer Violin Masterworks
Decca/Michael Wirth
21.01.2009
Es gibt mehrere Möglichkeiten. Man kann zum Beispiel über Jahre hinweg immer wieder einzelne Aufnahmen sich zulegen und damit eine Sammlung wachsen lassen, die ideal den persönlichen Vorlieben entspricht, allerdings vergleichsweise aufwändig zu verwalten und bei Anspruch auf größeren Umfang durchaus teuer sein kann. Man kann aber auch sich den Spezialisten anvertrauen und sich zu einem Lieblingsgebiet eine Edition genehmigen, die die Kenner der Materie nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt haben. Die Freunde der Geigenmusik zum Beispiel dürfen nun jubilieren. Denn die Decca hat mit „Violin Masterworks" eine Grundlagenbox entwickelt, die auf 35 CDs in limitierter Auflage einen Kanon der wichtigsten Werke in ebenso wesentlichen Interpretationen präsentiert.
Die Sonderausgabe der „Violin Masterworks" ist als profunder Einstieg in die Violinmusik mit den Meisterwerken von Johann Sebastian Bach bis Fritz Kreisler und Ludwig van Beethoven bis Maurice Ravel konzipiert. Sie umfasst Violinkonzerte, Violinsonaten und musikalische Albumblätter in vielfach prämierten, stilistisch vielseitigen Interpretationen aus fünf Jahrzehnten Aufnahmegeschichte, zusammengestellt aus den Schätzen der Archive von Decca und Philips Classics. „Violin Masterworks" wartet mit Höhepunkten der Violinmusik in Einspielungen auf, die wie die Violinkonzerte von Mendelssohn und Glazunow mit Leila Josefowicz oder Paganinis Violinkonzerte Nr. 1 und 4 mit Henryk Szeryng zum Teil längst vergriffen sind und nun in neuem akustischem Glanz wieder erstehen. Zu den Stars der „Violin Masterworks" zählt beispielsweise Gidon Kremer, zu hören mit Bachs Konzerten, Sonaten und Partiten. Er war Meisterschüler von David Oistrach, ist Ernst-von-Siemens-Preisträger, hat mit nahezu allen renommierten Orchestern und Dirigenten zusammengearbeitet. Mehr als 100 CD-Aufnahmen belegen inzwischen seine Kompetenz als Violinvirtuose, von dem der Kritiker der Süddeutschen Zeitung Harald Eggebrecht meinte, er sei ein “Entdecker des Noch-nicht-Gehörten”.
Weitere Höhepunkte dieser ungewöhnlichen Edition sind darüber hinaus die Einspielung der Beethoven Violinsonaten mit Arthur Grumiaux und der Pianistin Clara Haskil, ein Ergebnis einer musikalischen Partnerschaft, die als einer der größten Glücksfälle im Leben des belgischen Violinvirtuosen gilt. Er ist außerdem mit Violinsonaten von Bach, Fauré, Franck und Violinkonzerten von Mozart auf „Violin Masterworks" vertreten. Zentral für die Interpretaionsgeschichte der Geigenliteratur ist auch Henryk Szeryng, der mit Mozarts Violinsonaten, Paganinis Violinkonzerten Nr. 1 und 4 und vor allem den Violinwerken von Fritz Kreisler in der Sammlung vertreten ist. “Reiche Belohnung wird dem zuteil, der sich den großen Schönheiten Kreislerscher Musik hingibt”, meinte er einmal in einem Interview über seinen Lieblingskomponisten und vermag diese Faszination wie kaum ein anderer die Faszination dieser Musik an seine Zuhörer weiterzugeben.
Die Aufnahme der 24 Capricen von Niccolò Paganini des Geigenvirtuosen Ruggiero Ricci wiederum ist ein Musterbeispiel einer starken, eigensinnigen Künstlerpersönlichkeit, die durch die Authentizität ihrer Ausstrahlung und gestalterischen Vision besticht. So setzt sich Stück für Stück ein Grundlagenkompendium der Interpretationsgeschichte zusammen, das in einer Box durch mehr als drei Jahrhunderte musikalischer Leidenschaft und inspirierter Schaffenskraft streift, am Beispiel eines Instrumentes, das wie kaum ein anderes zu Herzen zu gehen vermag.

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