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Flamenco, kubanisch

Diego el Cigala
© Claudio Divella
29.07.2009
Betörend ist das schon. Diego El Cigala singt Flamenco zu kubanischer Musik und keinen Moment lang hat man das Gefühl, dass hier etwas künstlich kombiniert wird – und das, obwohl genau genommen zwei starke und sehr dominante Traditionen aufeinander treffen. Da muss wohl etwas mehr noch als nur Inspiration am Werke gewesen sein, eine Leidenschaft, die aus tiefem Herzen die musikalischen Grenzen überspringt und Geschichten erzählt, die die Zuhörer bewegen. Mit „Dos Lágrimas“ setzt Diego El Cigala seine Reise fort, die ihn vor sechs Jahren zum ersten Mal von Madrid nach Havanna führte, und präsentiert die lang erwartete Fortsetzung des weltweit gefeierten und mit dem Grammy ausgezeichneten Albums „Lágrimas Negras“, das damals gemeinsam mit dem Klavier-Altmeister Bebo Valdés entstanden war.

Für Diego El Cigala war es ein natürlicher Prozess. Er sah den Film „Calle 54“, den Fernando Trueba 2000 als eine Hommage an die Latin Jazz gedreht hatte, hörte die wunderbare Musik und musste daraufhin einfach in die Karibik fliegen, um mit den Musikern dort zu arbeiten: „2003 reiste ich das erste Mal nach Havanna, um ‘Lágrimas Negras’ mit Chucho Valdés beim Festival Cubadisco im Karl-Marx-Theater aufzuführen. Damals lernte ich das kubanische Volk kennen und entdeckte, dass es viel mit den gitanos gemein hat, ihrer Lebensweise, ihrer Art zu fühlen, mit Problemen die von allen Seiten auf sie zukommen. Für das kubanische Volk ist Musik sein Zauber und seine reinste Ausdrucksform“.

Nun hatte Diego El Cigala selbst schon einiges erlebt. Geboren 1968 in Madrid wuchs er im Marktviertel Rastro mitten in der Stadt auf, hörte Flamenco in den Bars und begann selbst zu singen, zunächst auf der Straße, dann in Bars und einschlägigen Musiklokalen. Seinen Künstlernamen „El Cigala“ bekam der von Flamencomeister Camarón de la Isla persönlich verliehen, dessen früherer Begleiter Paco de Lucia ebenfalls so begeistert von ihm ist, dass er ihn als einen der größten Sänger seiner Generation lobt. Inzwischen ist aber darüber hinaus auch die kubanische Klangwelt ein fester Teil von Diego El Cigalas Leben. Man merkt das an der Selbstverständlichkeit, mit der er seine Phrasierungen und Vokalisten in die rhythmischen Geflechte der Kollegen einfügt.

„Dos Lágrimas“ ist daher kein Experiment mehr, wie es vor sechs Jahren das Album mit Bebo Valdés war. Es ist ein reifes und verblüffend homogenes Meisterstück der klang-ethnischer Fusion. „Ich bin kein Freund enger Konzepte. Musikalisch verstanden die Kubaner schon ganz genau, wonach ich suchte. Es war für mich eine natürliche Weiterentwicklung nach ‘Lágrimas Negras’, ich mache das nun schon seit fast fünf Jahren. Das ist es, was zählt, oder? Die Jahre der Arbeit in diesem Feld, ohne den Flamenco zu vernachlässigen“. Das Resultat jedenfalls ist ein einzigartiges Album, das Geschichten von Liebe und Rache, von Passion und Enttäuschung erzählt und das Spanisches, Kubanisches und an einer Stelle sogar eine Prise Tango mühelos und einleuchtend verknüpft.

Als Musiker standen Diego El Cigala unter anderem der legendäre Pianist Guillermo Gonzáles Camejo Rubalcaba, der Gitarrist Diego Moreno Jiménez und zahlreiche Gäste vom Conga-Spezialisten Federico Aristides bis hin zum Akkordeonisten Richard Galliano zur Seite. So konnte eine Aufnahme heranreifen, die ihre Spuren in der Musikwelt hinterlassen wird. Denn nur selten ist es jemandem gelungen, so harmonisch die Gattungsgrenzen zu vergessen und dabei der Tradition treu zu bleiben, wie dem Souverän des Flamenco-Gesangs Diego El Cigala.

Mehr Informationen zu Diego El Cigala finden Sie auf seiner Künstlerseite bei KlassikAkzente und auf seiner Website bei der Deutschen Grammophon.
Eine besondere Überraschung für die Leser von KlassikAkzente finden Sie in diesem Video.

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