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“The Shellac Project” – Kurzopern zu Beginn der Aufnahmegeschichte

The Shellac Project
© DG
15.11.2018
Anlässlich der Veröffentlichung weiterer 36 Titel aus dem Schellack Projekt am 16. November führen wir unsere redaktionelle Reihe “The Shellac Project” fort und stellen Ihnen in diesem Zuge eine Auswahl der legendären Schellack-Aufnahmen näher vor. Durch einen aufwendigen Wiederherstellungsprozess ist es Deutsche Grammophon im Jahr ihres 120. Geburtstags in Zusammenarbeit mit Google Arts and Culture gelungen, musikalische Schätze aus dem Archiv zu digitalisieren. Ausgangspunkt für die kommende Auflage stellen 46 originale Quellen aus den Jahren 1910 bis 1943 dar.
Zu entdecken gilt es u.a. frühe Opernaufnahmen, Gesamteinspielungen von Brahms' Klaviertrio Nr. 1 und Mozarts Sinfonie Nr. 34, sowie ab dem 30. November traditionelle Weihnachtslieder, aufgenommen vom berühmten Thomanerchor Leipzig, passend zur Vorweihnachtszeit.

“Das ist ja die reinste Kurzoper!”

Als Erfinder der Schallplatte und des Grammophons ging Emil Berliner in die Geschichtsbücher ein und hob die Aufnahmetechnik aus der Taufe. In der Frühzeit der Schallplatte war es allerdings aufgrund der aus technischen Gründen begrenzten Spielzeit nicht möglich, eine gesamte Oper zu veröffentlichen. Daher wurden beliebte Bühnenwerke zunächst in verkürzten Fassungen aufgenommen. Dafür wurden zwar sowohl die musikalischen Nummern als auch die Dialoge stark gekürzt, jedoch wurde darauf geachtet, dass der dramaturgische Bogen des Werkes gewahrt blieb.
Eine der ersten Kurzopern dieser Art war die Einspielung von Strauss' “Fledermaus” aus dem Jahr 1929. In 10 Teilen, die mit einer Länge von ca. 5 Minuten jeweils ein bis zwei Musikstücke und Dialoge umfassen, wird die Aufnahme nun entsprechend der originalen Seiteneinteilung der Schallplatten im Rahmen des Schellack Projekts zu einem digitalen Hörerlebnis. Die Kürzungen hat Hermann Weigert selbst vorgenommen, bis auf die Ouvertüre wurden alle musikalischen Nummern aufgenommen. Der Dirigent stand während der Aufnahme am Pult der heutigen Staatskapelle Berlin.
Es gleicht einem Wunder, dass die Einspielung unter den musikalischen Schätzen im Archiv der Deutschen Grammophon weilt und die Quellen aller 10 Teile noch heute existieren. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden zahlreiche Aufnahmen jüdischer Künstler vernichtet und der Öffentlichkeit vorenthalten. So wurde aufgrund der jüdischen Herkunft Weigerts neben vielen weiteren auch diese Kurzoper verboten.
Die für ihre technische Perfektion bekannte Koloratursopranistin Adele Kern übernahm die Rolle der Adele und auch Franz Völker als Alfred sowie der Bariton Willi Domgraf-Fassbaender als Falke sind noch bis heute legendär. Aber auch die Sopranistin Margret Pfahl, Tenor Waldemar Henke und Altistin Else Ruzicka, hier in den Rollen von Rosalinde, Eisenstein und Prinz Orlofsky, waren Berühmtheiten ihrer Zeit.
Die Sprechrolle des Gefängniswärters Frosch, interpretiert von Eduard Kandl, improvisiert traditionell auf der Bühne Texte, die zur jeweiligen Situation passen. Hier stellt er treffend fest: “Das ist ja die reinste Kurzoper!”
Verfügbar auf allen DG Kanälen sowie den Partner-Plattformen Google Play Music, YouTube Music, Spotify, Apple Music und Amazon. Mehr Informationen und weitere Inhalte finden Sie auf der Google Arts & Culture Plattform (g.co/deutschegrammophon) sowie auf der DG120-Website (www.dg120.info).