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Martha Argerich und Claudio Abbado: Mozart Klavierkonzerte C-dur und d-moll, Live vom Lucerne Festival 2013

Claudio Abbado, Martha Argerich
© Priska Ketterer / LUCERNE FESTIVAL
03.02.2014
Die Deutsche Grammophon trauert um den Dirigenten Claudio Abbado, der am 20. Januar 2014 einem langen Krebsleiden erlag. Nicht weniger als 46 Jahre arbeitete der italienische Ausnahmekünstler, der als einer der ganz Großen seines Faches gilt, mit dem traditionsreichen Label zusammen. Im Vorjahr feierte er noch seinen 80. Geburtstag, anlässlich dessen Deutsche Grammophon eine 41 CDs umfassende Box mit Einspielungen sinfonischer Werke, autorisiert vom Dirigenten selbst, veröffentlichte.
Beim renommierten Lucerne Festival, das er wie kaum ein anderer mitgeprägt hat, trat Abbado 2013 noch einmal live auf. Die im März und Juni des vergangenen Jahres zusammen mit der Pianistin Martha Argerich in Luzern dargebotenen Mozart-Klavierkonzerte in C-dur (KV 503) und d-moll (KV 466) wurden vom Publikum und von der internationalen Presse euphorisch gefeiert und waren zur Veröffentlichung als Live-Mitschnitte für Februar 2014 geplant, werden aber durch die aktuellen Ereignisse nun zu einer posthumen Ehrung des großen Dirigenten.

Bescheiden und still
Claudio Abbado galt als ein stiller, bescheidener Mensch. „Der Begriff ‘großer Dirigent’“, betonte er einmal, „hat keine Bedeutung für mich. Es ist der Komponist, der groß ist.“ Und den Komponisten galt folgerichtig all seine Leidenschaft. Abbado ließ sich von Mozart, Mahler, Debussy, Verdi, Mussorgski, Schubert u.a. begeistern, aber nicht weniger wichtig waren ihm zeitgenössische Komponisten wie Nono, Stockhausen oder Rihm.

Ein ungleiches Paar
Mit Martha Argerich war Abbado schon seit den 1950er Jahren bekannt. Die beiden bildeten ein ungleiches musikalisches Paar, das von Spannung und Ergänzung lebte. Abbado mit seinem kontrollierten Pathos als die Besonnenheit und Weisheit in Person, Argerich als leidenschaftliche, exzentrische Pianistin. Wie fruchtbar gerade dieser Gegensatz sein kann, zeigen die Mozart-Aufnahmen in Luzern. „Den Solopart“, heißt es über das Klavierkonzert in d-moll in der Neuen Zürcher Zeitung, „deutet sie sehr transparent, mit perlenden Läufen in den Ecksätzen, mit verblüffender Schlichtheit in der Romanze“.
Der beruhigende Einfluss Abbados? Vielleicht. In den Kadenzen bricht dann aber, so die NZZ weiter, etwas vom „ungestümen Temperament der Pianistin durch, das früher ihr Markenzeichen war“. Mozarts Klavierkonzert in d-moll gilt als Vorwegnahme romantischer Gefühlswallungen in der Musik. So „leidenschaftlich und aufbegehrend“, schreibt Julia Spinola treffend im Booklet zur CD, „hatte noch nie zuvor ein Klavierkonzert begonnen.“

Überwältigtes Publikum

Nicht weniger aufregend ist die Interpretation des Klavierkonzerts in C-dur (K 503). Das Schweizerische Radio und Fernsehen argumentiert, dass die Gegensätze von Abbado und Argerich wohl selten so gut zusammenkamen wie in dieser Einspielung. „Vielleicht auch deshalb“, so der SRF, „weil sie Mozarts spätes C-dur-Klavierkonzert aufführen. Darin steckt beides: das Verspielte und das Tiefe, die Lebensfreude und die Melancholie. Und wenn beides so zur Geltung kommt wie in diesem Konzert, sitzt da am Schluss ein Publikum, das nicht weiß, ob es vor Glück lachen oder weinen soll.“

Abbado lebt fort
Es ist gut, dass Claudio Abbados Live-Auftritte aus dem Jahre 2013 mit den beiden Klavierkonzerten von Mozart jetzt veröffentlicht werden. Erfreulich ist auch, dass die Doppel-CD “The Berlin Album”, aufgenommen 2002, in den Katalog zurückkehrt. Eine schönere Ehrung, als Abbados Schaffen auf CD greifbar zu haben, ist gar nicht denkbar, lebt der große Dirigent doch in seiner Musik fort. Lesen Sie hier die Rezension zu “The Berlin Album”.

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