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Bachs italienische Seele – Claudio Abbado dirigiert die “Brandenburgischen Konzerte”

Claudio Abbado © Felix Broede / Deutsche Grammophon
© Felix Broede / Deutsche Grammophon
16.02.2011
Claudio Abbado ist eine der agilsten musikalischen Persönlichkeiten der vergangenen Jahrzehnte. Man kennt den Mailändern Dirigenten als Souverän großer Klangkörper, der es versteht, komplizierten musikalischen Konstrukten wie etwa den Symphonien von Gustav Mahler das Äußerste an Konzentration und Klarheit abzugewinnen. Beethoven gehört auch zu seinen Favoriten, Brahms natürlich und nicht zuletzt die Moderne, die er etwa in Gestalt von Hindemith und Nono gerne ins Programm nimmt. Barockes hingegen hört man von ihm selten und Bach wirkte lange Jahre wie eine Episode in seinem künstlerischen Wirken, vielleicht aber auch wie ein Aufgabe, der er sich widmen wollte, wenn er sich reif dazu fühlte. Die „Brandenburgischen Konzerte“ von Johann Sebastian Bach beispielsweise, eines der Flaggschiffe der Konzertkultur, tauchten erstmals einmal in seiner Diskografie auf, als er sie noch zu Mailänder Zeiten mit dem Orchester der Scala einspielte.

Darüber hinaus erschienen sie vereinzelt als Teil von größeren Programmen, etwa als Kontrapunkt zu Hindemith im September 1994, als Abbado Konzerte mit diesen beiden Eckpunkten der Musikgeschichte als Chef der Berliner Philharmoniker gestaltete. Intensiver in der Öffentlichkeit trat er mit älterem Repertoire allerdings erst zusammen mit dem anno 2004 von ihm initiierten Orchestra Mozart in Erscheinung, das sich zunächst dem Oeuvre seines Namensgebers, dann aber auch zunehmend anderen klassischen und barocken Komponisten zuwandte. Es entwickelte sich zu einem der führenden Kammermusikensembles in Europa, das schon aufgrund seiner herausragenden Solisten wie dem Geiger Giuliano Carmignola, dem Cembalisten Ottavio Dantone oder auch dem Flötisten Jacques Zoon bald von vielen Connaisseuren als besondere Empfehlung gehandelt wurde.

Mit diesem Orchestra Mozart nun widmete sich Claudio Abbado auch wieder den berühmten Konzerten, die Johann Sebastian Bach während seiner weitgehend sorglosen Jahre am Köthener Hof geschrieben hatte. Dabei verstand sich der Dirigent als Primus inter pares, der zwar die Konzerte leitete, dabei aber gesteigerten Wert auf das gemeinsame Musizieren mit seinem herausragenden Orchester der Individualisten legte. Daraus entwickelte sich schließlich ein Konzertprogramm, das er am 21. April 2007 im vergleichsweise kleinen Teatro Municipale Romolo Valli in der italienischen Reggio Emilia präsentierte, einem akustisch brillanten Theater aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, dessen intime Atmosphäre sich auf die Musiker und deren Empfindungen übertrug. Die Mikrofone waren dabei und so entstand eine ebenso spritzige und unverkrampfte wie präzise und pointierte Aufnahme der Bach’schen Konzertklassiker, die die Reihe der großen Einspielungen um eine vitale, mitreißende Version ergänzen.

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