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Der „Ring“ des Jahres auf DVD und Blu-ray

Deborah Voigt und Bryn Terfel Metropolitan Opera
© Metropolitan Opera
07.03.2013
Opernaufführungen an der Metropolitan Opera in New York gehören zu den spektakulären Bühnenereignissen des Genres. Wenn sie dann noch visionär verfilmt werden, lässt sich auch die Jury des Grammy überzeugen – wie vor wenigen Wochen im Fall der DVD-/Blu-ray-Edition von Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“, deren Teile nun auch einzeln erhältlich sind.

Das Rheingold

„Der Ring ist eine der seltenen Gelegenheiten, einmal ein echtes Mammutprojekt in Angriff zu nehmen“, meint der kanadische Schauspieler und Regisseur Robert Lepage, der das Bühnenkonzept des neu inszenierten und nun mit dem Grammy für die beste Opereinspielung ausgezeichneten Unterfangens entwickelt hat. „Das ist nicht nur irgendeine Geschichte, nicht einfach eine Oper oder eine Reihe von Opern – das ist ein eigenes Universum, eine höchst komplexe, verschlungene, dicht gewobene Welt“. Mit Das Rheingold zum Saisonstart 2010/11 eröffnete die Metropolitan Opera ihre erste Neuproduktion von Wagner Der Ring des Nibelungen seit über 20 Jahren und hatte gleich ein besonderes Schmuckstück zu bieten. Denn der Waliser Bass-Bariton Bryn Terfel sang damit seinen ersten vollständigen Wotan und war darüber hinaus als eindrucksvoller Schauspieler nahezu die Idealbesetzung für die Rolle. Im Kreise anderer Götter und Göttinnen, der Rheintöchter und Nibelungen entwickelte er eine Energie und gestalterische Wucht, dass Publikum und Kritik gleichermaßen aus dem Häuschen waren, zumal James Levine als Dirigent des Metropolitan Opera Orchestra ihm mit viel Emphase zur Seite stand.

Die Walküre

Der neue „Ring“ an der Met sollte sich zu einem Erfolgsprojekt entwickeln. Insgesamt 150.000 Menschen erlebten ihn live in New York, mehr als 800.000 in Kinos über den Globus verteilt, wo die Opern als Übertragung im High-End-Sound zu erleben waren. Ein Faktor der internationalen Begeisterung war natürlich auch die brillante Besetzung der Aufführungen. Für Die Walküre zum Beispiel konnte neben dem weiterhin famosen Terfel-Wotan der Münchner Tenor Jonas Kaufmann gewonnen werden, der einen ebenso luziden wie eindrucksvollen Siegmund präsentierte und sich damit als neue Kraft im Reigen der Met-Künstler einführte. Das Drama um Neid und Eifersucht knüpfte mit James Levine am Pult des Orchesters des Hauses an die Gestaltungsmaximen von Rheingold an und erwies sich in der gefilmten, den Schauspielern unmittelbar auf den Leib rückenden Version als beinahe noch intensiver wie auf der Bühne des Opernhauses selbst.

Siegfried

„Siegfried ist ohne Frage die Gestalt, die Wagner am meisten faszinierte, die ihm überhaupt den Anstoß dazu gab, die ganze lange Geschichte zu Papier zu bringen“, resümiert Robert Lepage dieses Kernstück des Ring-Zyklus'. „In gewisser Hinsicht ist er sehr naiv, denn er kennt keine Furcht. Stellenweise verwandelt er durch seine Anwesenheit eine dunkle Geschichte in eine Posse. Natürlich machen wir aus Siegfried keine Posse, aber etwas ungeheuer Naives prägt doch die ganze Oper“. Für die Opernbühne jedenfalls bedeutet eine derart schillernde Gestalt eine wunderbare Möglichkeit, alle Farben und Facetten der Darstellungskunst einzusetzen, etwa auch brandneue Systeme der 3D-Projektion. „Es war geradezu eine Offenbarung, als wir auf eine neue Technik zur Erzeugung von 3D-Bildern stießen. Wenn einem etwas ‘für die Sinne’ vorschwebt, lassen sich auf diese Weise Ergebnisse erzielen, wie weit realistischer aussehen als etwa eine Felsenprojektion auf einer glatten Oberfläche.“ Jay Hunter Morris, der bei der Neuinszenierung für die Rolle des Siegfrieds auserkoren war, konnte daher in einem optisch völlig neuartigen Szenario agieren, was nicht nur seiner eigenen Kunst, sondern auch der gesamten Aufführung zugute kam. Dieser Siegfried ist auf seine Art visionär und Fabio Luisi als Dirigent des Metropolitan Opera Orchestra überträgt diese hochsensible Stimmung perfekt auf die Musik Richard Wagners.

Götterdämmerung

Das philosophische Finale der Tetralogie endet eigentlich im Scheitern. Doch auch das ist eine Frage der Interpretation, die Robert Lepage mit seiner Inszenierung offen ließ: „Es ist immer schmerzlich, wenn etwas von Menschen Geschaffenes scheitert und zerbricht, aber dass der Rhein alles fortspült und dass alles zur Reinheit und Klarheit vom Anfang des Rings zurückkehrt, hat auch etwas Tröstliches. Es besteht die Chance, noch einmal mit dem Bauen zu beginnen, vielleicht unter anderen Voraussetzungen. Dieses Ende ist durch und durch optimistisch“. Und so ist auch der Abschluss des Met-Rings, der am 11.Februar 2012 wie bereits die vorangegangenen Teile in HD-Qualität aufgezeichnet wurde, noch einmal ein opulentes Fest der Musik und der Bilder. Neben Jay Hunter Morris als Siegfried stand vor allem Deborah Voigt im Mittelpunkt, deren mitreißend tragische Brünnhilde die Presse zu Elogen hinriss. Wieder war es Fabio Luisi, der das Orchester der Oper leitete und ein letztes Mal in diesem Projekt schaffte es das Team von Robert Lepage, aus einer Herausforderung der Musikgeschichte eine große Aufführung werden zu lassen, die vollkommen zu Recht als Gesamtheit in diesem Jahr mit dem Grammy für die beste Opernaufnahme gekrönt wurde.

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