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Dietrich Fischer-Dieskau gratuliert zu 111 Jahren Deutsche Grammophon

Dietrich Fischer-Dieskau
14.09.2009
Alles fing mit Elsa Schiller an. Sie war die Leiterin der Abteilung klassische Musik des RIAS in Berlin (zu einer Zeit, in der ich dort an vielen Produktionen von Schütz bis Hugo Wolf beteiligt war) und wechselte dann zur noch jungen Deutschen Grammophon. Das Quartett aus dem Dritten Akt von La Bohème war meine erste Aufnahme für das Label. Ich war furchtbar nervös und hatte natürlich nicht die geringste Ahnung, wie viele Titel diesem einen vom 19. September 1949 noch folgen sollten.
Ich hatte inzwischen den Dirigenten Ferenc Fricsay kennengelernt, der gerade die Erstaufnahme von Szenen aus Orffs Carmina Burana leitete und erstaunt war, in Berlin einen »italienischen« Bariton zu finden. Jedermann, das RIAS-Symphonie-Orchester eingeschlossen, war begeistert von dem neuen Chefdirigenten der Städtischen Oper Berlin, und Elsa Schiller war sicher die treibende Kraft für sein Erscheinen in der klassischen Musikszene Westberlins. Wir konnten ihr nur dankbar sein, dass sie diesen leidenschaftlichen, kompetenten Dirigenten aufgespürt hatte.
Ein weiterer glücklicher Umstand war die Freundschaft mit Hertha Klust, die mich ab Dezember 1949 mit den wichtigsten Teilen des Liedrepertoires vertraut machte und mir damit einen besonderen Dienst erwies. Karl Ristenpart, ein anderer Dirigent, war für die Aufnahme der Bach-Kantaten verantwortlich, durch die die Deutsche Grammophon ein neues Image bekam und ein breiteres Interesse an Bach geweckt wurde. Opern- und wichtige Orchesteraufnahmen mit Fricsay und Artur Rother folgten, und vor allem Fricsay belebte das Berliner Musikleben ganz neu.
Ich hatte mehr als Glück, Jörg Demus als Begleiter für viele, viele Lieder zu finden (Beethoven, Schubert, Schumann, Brahms, Wolf, Strauss und andere). Er schien Elsa Schiller besonders am Herzen zu liegen, und wir unternahmen viele gemeinsame Konzertreisen.
Ich kann hier unmöglich alle Dirigenten nennen, die für meine Karriere wichtig waren: Böhm, Bernstein und Maazel gehörten sicher dazu, und jeder von ihnen hatte mit seinem individuellen Charakter große Wirkung auf mich.
Dankbar stelle ich fest, dass meine Einspielungen praktisch die gesamte junge Generation deutscher Komponisten einbezogen, insbesondere Hans Werner Henze und Aribert Reimann, dessen Lear ein beachtlicher künstlerischer und wirtschaftlicher Erfolg wurde. Die Deutsche Grammophon verkörpert für mich – und für die gesamte Musikindustrie – eine ideale Plattform für Aufnahmen im klassischen Bereich, sie ist aber auch eine Quelle zahlreicher neuer Ideen im Zusammenhang mit aktuellen Projekten. Möge dieses besondere Merkmal auch künftig für den entscheidenden Unterschied sorgen!

Mehr Informationen zum Jubiläum finden Sie auf der 111 Jahre Deutsche Grammophon Website.

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